Handwerk ist lebendig, vielseitig – und definitiv nicht mehr ausschließlich Männersache. In nahezu jedem Gewerk bringen Frauen heute ihr Können, ihre Sorgfalt und ihren eigenen Blick ein. Trotzdem sind sie in vielen Bereichen des Handwerks nach wie vor unterrepräsentiert. Genau hier setzt die Kampagne "Frauen können Handwerk" der Soroptimistinnen an: Sie zeigt, wie viel weibliche Kompetenz bereits da ist – und wie wichtig es ist, diese sichtbar zu machen.
Soroptimist International (SI) – ein Name, der nicht jedem geläufig ist, aber viel dahinter: ein weltweites Netzwerk berufstätiger Frauen, die sich nicht nur vernetzen, sondern konkret gesellschaftlich einbringen. Und das seit über hundert Jahren.
Tatsächlich geht die Gründung auf das Jahr 1921 zurück. Damals entstand der erste Club nicht etwa in Berlin, Paris oder London – wie man vielleicht erwarten würde – sondern in Oakland, Kalifornien.
Ein Ort, der für viele eher nach Tech-Szene klingt als nach sozialem Engagement. Doch genau dort fanden sich Frauen zusammen, die den Mut hatten, sich zu organisieren – und das lange vor dem Begriff „Female Empowerment“.
Was einst als kleine Runde engagierter Frauen begann, hat sich über die Jahre hinweg zu etwas weit Größerem entwickelt – zu einer weltumspannenden Bewegung. Heute verbindet Soroptimist International rund 72.000 Mitglieder in über 120 Ländern. Dieses Netzwerk wirkt nicht laut, aber nachhaltig: durch Projekte, durch Gespräche, durch sichtbare und manchmal stille Zeichen im öffentlichen Raum. Auch in Deutschland engagieren sich zahlreiche Clubs – lokal verwurzelt, oft unter dem Radar, aber stets mit spürbarer Wirkung.
Der Name „Soroptimist“ mag im ersten Moment etwas sperrig klingen – vielleicht sogar ein wenig wie aus einer alten Uni-Vorlesung. Doch der Ursprung ist klar und kraftvoll: Abgeleitet von den lateinischen Begriffen „sorores“ (Schwestern) und „optimae“ (die Besten), steht der Name für ein gemeinsames Ziel. Es geht darum, füreinander einzustehen – und gemeinsam, mit Überzeugung, Positives zu bewirken.
Zusammengenommen ergibt das sinngemäß: „die besten Schwestern“. Eine Formulierung, die mehr meint als nur Nähe oder Gemeinschaft – sie steht für gegenseitige Unterstützung, Anspruch und Solidarität unter Frauen weltweit.
Und nein, es geht nicht bloß um einen wohlklingenden Namen. Es geht um eine Haltung: Wenn Frauen sich zusammentun, ihre Erfahrungen teilen und sich gegenseitig stärken, entsteht etwas, das weit über individuelle Geschichten hinausreicht. Es entsteht eine Kraft – leise vielleicht, aber spürbar. Eine Kraft, die soziale Veränderungen anschiebt, die Bildung fördert, die Gleichstellung nicht nur fordert, sondern lebt. Genau das ist es, wofür Soroptimist International heute steht.
Seit dem Jahr 2024 ist Kathrin Armbruster, Inhaberin und Hörakustikmeisterin von ohrmeister, aktives Mitglied bei den Soroptimistinnen in unserer Region.
„Ich hatte sofort das Gefühl, hier richtig zu sein“, erzählt sie. „Die Idee, dass Frauen einander unterstützen und gemeinsam Themen nach vorn bringen, die sonst leicht überhört werden, hat mich wirklich angesprochen.“
Für Armbruster gehören Handwerk und gesellschaftliches Engagement ganz selbstverständlich zusammen: „Im Hörakustiker-Handwerk zählen Fingerspitzengefühl, Genauigkeit und Herzblut – Eigenschaften, die viele Frauen mitbringen. Ich möchte jungen Frauen zeigen: Auch handwerkliche Berufe können für sie genau das Richtige sein.“
Mit ihrer Kampagne "Frauen können Handwerk" holen die Soroptimistinnen weibliche Fachkräfte ins Rampenlicht. Sie machen deutlich, dass handwerkliche Qualität keine Frage des Geschlechts ist, sondern von Ausbildung, Begeisterung und Können geprägt wird.
Gerade in der Hörakustik liegt der Anteil von Frauen relativ hoch. In anderen klassischen Gewerken hingegen ist noch Luft nach oben. Mit gezielten Aktionen, Porträts und Öffentlichkeitsarbeit setzen die Soroptimistinnen Impulse – sie wollen Mut machen, Rollenbilder hinterfragen und neue Perspektiven eröffnen.
„Ich finde es wichtig, dass Mädchen schon in der Schule erleben, wie vielseitig Handwerk sein kann“, sagt Armbruster. „Wir brauchen Vorbilder, die ganz selbstverständlich zeigen: Auch Frauen haben ihren Platz in der Werkstatt – nicht nur im Büro.“
Die Orange Days im November sind für die Soroptimistinnen längst ein fester Termin im Jahr. Hinter ihnen steht die UN-Initiative „Orange the World“, die seit 1991 ein sichtbares Signal sendet: Gewalt gegen Frauen und Mädchen darf nicht hingenommen, nicht übersehen, nicht verschwiegen werden.
Weltweit werden Gebäude orange beleuchtet, Veranstaltungen organisiert und Aktionsformate entwickelt, die Betroffenen eine Stimme geben. Auch in unserer Region sind die Soroptimistinnen dabei aktiv – und ohrmeister wird diese Aktivitäten unterstützen.
„Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema“, betont Armbruster. „Es betrifft die ganze Gesellschaft. Jede Frau hat ein Recht auf Sicherheit und Würde. Mit den Orange Days machen wir das sichtbar und fordern: Es muss sich endlich etwas ändern.“
Es gibt Themen, die größer sind als der eigene Alltag. Chancengleichheit, Gewaltprävention oder die Frage, wie Mädchen Zugang zu Bildung bekommen – all das entscheidet darüber, wie gerecht eine Gesellschaft wirklich ist. Genau an dieser Stelle setzen die Soroptimistinnen an.
„Mich beeindruckt, wie viel durch ehrenamtliches Engagement bewegt werden kann“, sagt Kathrin Armbruster, Inhaberin und Hörakustikmeisterin von ohrmeister. „Es geht nicht darum, perfekte Lösungen zu haben, sondern Haltung zu zeigen und Stück für Stück Verbesserungen anzustoßen.“
Für sie ist das Netzwerk deshalb weit mehr als ein Zusammenschluss von Frauen mit ähnlichen Interessen. Es ist ein Ort, an dem Verantwortung übernommen wird – gemeinsam, konsequent und sichtbar.